Category Archives: Work and Income

Contributions on Issues of Work and Income

Acquired Competencies and Job Requirements

by Paul Kellermann, 2007

No clear distinction was made between study in general and preparation for a professional activity at the universities of the Middle Ages. Theology and philosophy provided the basis for law and medicine. A clearer distinction was made by Friedrich Schiller and his idealistic colleagues between the “philosophical head”, i.e. the thinker for enlightenment, and the “bread scholar”, i.e. the striver for money. Nonetheless, studying, learning, researching and teaching at a university continued to be considered ends in themselves. Even the symposium “The Development of a Taxonomy of Educational Objectives” in Chicago/Illinois in 1951 had an idealistic basis. The turning point of perspectives towards higher education as preparation for employment might have been the OECD conference on “Economic Growth and Investment in Education” in 1961. In the “Sector W orking Paper ‘Education'” published by the World Bank in 1974, Robert S. McNamarra wrote in the foreword: “While millions of people from among the educated are unemployed, millians of jobs are waiting to be done because people with the right education, training and skills cannot be found.” (World Bank, 1974: I)

The Sorbonne declaration of May 25, 1998, stressed the universities’ role for promoting the mobility and employability of graduates. The joint declaration of the European Ministers of Education convened in Bologna on the 19th of June 1999 emphasised the “achievement of greater compatibility and comparability of the systems of higher education” in order to increase “the international competitiveness of the European system of higher
education”. Whether or not these political purposes are met depends crucially on how graduates manage to acquire competencies.

Full text

Theses for a sustainable organization and evaluation of “work”

A contribution by the International Association of Elder Professionals (IAEP e.V.)
to the discussion on the “Basic Income”

The theses presented here are intended to contribute to a factual discussion on the organization of future working environments in an increasingly digitized society. They mainly concern aspects that remain unnoticed in the current discussion, which is sometimes emotional and often prejudiced, with regard to participation in work and income.

The document in full can be downloaded here:
Arbeitsorganisation und Grundeinkommen (German version)
Work Organization and Basic Income (English version)

Theses’ headings:
1. Work as a fundamental factor of existence
2. Social integration
3. Organization of socially required work
4. Availability of money as a means of procurement
5. Individual income
6. Basic income as a total social option
7. Effects
8. Careful and systematic approach

Das bedingungslose Grundeinkommen: Eine Idee und eine kulturelle Frage.

Vorbemerkung:
Bei der Veranstaltung “Europa – wohin?” in Klagenfurt sprach Götz W. Werner frei. Da er kein Skript benutzt hat und da sein Vortrag nicht aufgezeichnet wurde, finden Sie hier die gekürzte Transkription eines Vortrags, den Götz W. Werner zwar bei einer anderen Veranstaltung gehalten hat, die aber inhaltlich in etwa wiedergibt, was er auch am 30.8.2013 in Klagenfurt vortrug. 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, in welcher Gesellschaft wollen wir leben? Welche Ziele, welche Grundsätze wollen wir verfolgen? Zum Beispiel können wir uns auf die Grundsätze „Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit“ beziehen. Helfen unsere gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, diese Prinzipien zu realisieren? Wie sieht es aus mit der Freiheit des Einzelnen, mit der Gleichheit untereinander und mit der Geschwisterlichkeit? Können wir sagen: „Haken dran, das ist exzellent gelöst?“ Dazu sage ich: „Nein. So geht es nicht weiter.“ Wir brauchen neue Impulse. Albert Einstein hat einmal sinngemäß gesagt: Probleme kann man nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Wir gehen rückwärts, wenn wir die Welt nicht täglich neu erfinden.

Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens kann uns helfen. Das bedingungslose Grundeinkommen ist keine Ideologie, kein Programm, sondern eine Idee, die uns neue Blickrichtungen eröffnet zu der Frage: Wie schaffen wir Entwicklungsbedingungen? Ich erlebe, dass immer mehr Menschen sich dafür interessieren und sich damit beschäftigen.

Beim letzten Bundestagswahlkampf in Deutschland gab es ein Wahlplakat, auf dem stand: „Arbeit sichern!“ Nachdem ich drei-, viermal daran vorbeigefahren bin, habe ich gedacht: “Was ist das für ein Quatsch.“ Das stimmt nicht mit meiner persönlichen Lebensbeobachtung überein. Arbeit gilt es zu erledigen. Wie wollen wir eine Familie führen, ein Unternehmen führen, wenn wir meinen: „Arbeit muss gesichert werden.“ Der Spruch auf dem Plakat ist ein Denkirrtum. Diejenigen, die das Plakat gemacht haben, haben doch gemeint: Einkommen sichern. Wer keine Arbeit hat, kann ohne Frage leben. Aber wer kein Einkommen hat, kann nicht leben. Wir können nur leben, wenn wir uns Leistungen anderer verfügbar machen. Für unsere eigene Leistung erhalten wir höchstens ein Einkommen und es bedarf der Leistung anderer, damit wir vom Einkommen leben können. Heute ist es so, dass jeder immer etwas für andere tut und wir nur deswegen leben können, weil andere für uns tätig sind.

Wenn wir also vorurteilsfrei die Welt beobachten, erkennen wir, dass die ganze Welt für uns tätig ist und wir für die ganze Welt tätig sind. Die internationale Arbeitsteilung – wir nennen es Globalisierung und fühlen uns dadurch bedroht – ist Realität. Ich kann an den Ergebnissen der internationalen Arbeitsteilung nur teilnehmen, wenn ich Mitmenschen finde, die sich mit mir zusammen produktiv einbringen und wenn ich andere Menschen finde, die für mich tätig werden, so dass ich konsumieren kann. Aber für Konsum braucht es immer ein Einkommen. Die Einkommensfrage ist also die Schlüsselfrage unserer Gesellschaft.

Früher war die Schlüsselfrage – und an dieser sind alle sozialistischen Bewegungen erwacht –, ob jemand ein Stück Grund und Boden hat, das er mit seiner Familie bewirtschaften kann. Also der berühmte Ruf: Der freie Mann auf freier Scholle. Das trifft heute nicht mehr zu. Wir können heute nicht jedem, der erwerbslos ist, zwei Hektar Land geben. Das, was früher der freie Mann auf freier Scholle war, ist heute der freie Bürger mit einem verfassungsrechtlich garantierten bedingungslosen Grundeinkommen, das jeden einzelnen in die Lage versetzt, bescheiden aber menschenwürdig zu leben. Das wäre sozusagen der Leitstern, an dem wir uns orientieren sollten. Schaffen wir solche Verhältnisse, dass jeder Bürger menschenwürdig leben kann – beispielsweise im Sinne des Artikel 1 des Deutschen Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“?

Wenn wir feststellen, dass dies nicht der Fall ist, dann haben wir ein großes Aufgabengebiet – noch dazu vor dem Hintergrund, dass wir noch nie so reich waren wie heute. Es gibt überhaupt keine Notwendigkeit, dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die nicht über ein Grundeinkommen verfügen können. Es gibt keinen Grund dafür, dass wir uns Armut leisten.

Es gibt ein schönes Zitat von Friedrich Schiller aus den Augustenburger Briefen dazu, der für mich sozusagen der „Nervus rerum“ ist: „Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn er warm wohnt und sich satt gegessen hat, aber er muss warm wohnen und satt zu essen haben, wenn sich die bessre Natur in ihm regen soll.“ Wenn wir begünstigen wollen, dass sich die bessere Natur in den Menschen regt, dürfen wir die Menschen nicht unter Existenzdruck setzen. Wir wissen, dass, wenn Menschen unter Existenzdruck geraten, sie erst zu Tieren werden und dann zu Untieren. Wenn wir das Unmenschliche – und das ist noch schlimmer als das Tierische – in den Menschen hervorbringen wollen, dann müssen wir sie unter Existenzdruck setzen.

Die Frage ist also: Wie schaffen wir Verhältnisse, dass die Menschen nicht unter Druck geraten? Ob sie dann daraus etwas machen, ist eine zweite Frage. Das bedingungslose Grundeinkommen bewirkt nichts anderes, als dass es erst einmal diese Grundvoraussetzung schafft. Damit sagen wir: “Wir erkennen deine Mitgeschwisterlichkeit an, du gehörst zu uns, du wirst von uns getragen, wie jeder von uns von der Gemeinschaft getragen wird und deswegen erhältst du jeden Monat ein Grundeinkommen.“

Wir brauchen sozusagen einen Vertrauens- oder Wertschätzungsbeweis – dass die Menschen sagen: „Ja, wir geben dir ein Grundeinkommen, jetzt zeig mal, was du kannst. Bring dich ein, zeig die bessere Natur in dir!“ Das wäre etwas, was eine Gemeinschaft zur Prosperität bringt. Es geht um die Frage: Wie schaffen wir Initiative weckende Rahmenbedingungen? Diese Frage habe ich mir als Unternehmer von Anfang an stellen müssen. Denn ich habe vor 40 Jahren alleine mit einem Unternehmen angefangen und musste als Folge des Erfolges beständig Menschen suchen, die mir helfen, das Unternehmen aufzubauen. Ich habe also Einstellungsgespräche geführt und gemerkt, dass es entsprechende Rahmenbedingungen braucht, so dass der Bewerber, den ich gewinnen wollte, sagt: „Hier bin ich Mensch, hier steig ich ein.“ Erst eine Einkommensvereinbarung versetzt einen Bewerber in die Lage, bei uns zu arbeiten. Bei diesen Gesprächen ist mir aufgefallen, dass wir einen fatalen Denkfehler begehen:  Es ist ein Irrtum, wenn wir meinen, Arbeit muss bezahlt werden. Arbeit muss man ermöglichen.

Die Erde ist nicht flach, sie ist rund und sie war schon immer rund. Frühere Generationen haben es nur falsch gedacht und sich deswegen ihrer Möglichkeiten beschnitten. Die Verkoppelung von Arbeit und Einkommen ist auch ein Denkirrtum. Das bedingungslose Grundeinkommen wird diese Verkoppelung auflösen. Wir müssten natürlich auch dem unliebsamen Nachbarn das Grundeinkommen zubilligen. Sie merken, es ist eine kulturelle Frage, eine Frage des Menschenbildes.

Wir müssten uns der Machtausübung mittels der Einkommensregulierung entäußern. Das ist ein großes Problem. Denn stellen Sie sich einmal vor: Jeder Mensch hat plötzlich durch dieses Grundeinkommen einen Freiheitsraum, der ihn in die Lage versetzt, Nein zu sagen. Wie hatte das Jean-Jacques Rousseau so treffend formuliert: Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will. Stellen Sie sich einmal vor, in allen Partnerschaften hat jeder sein Grundeinkommen. Es hat mit Freiheit zu tun und es hat mit Gleichheit zu tun, dass der andere mich nicht bedrängen kann, mich nicht kujonieren kann, mich nicht abhängig machen kann.

Das ist eine neue Idee! Es ist nicht mehr die Idee des Bismarckschen Sozialstaates, sondern die Idee eines freiheitlichen Staates von Individuen, die eigenverantwortlich und selbstbestimmt ihr Leben gestalten. Der Bismarcksche Sozialstaat war eine große Innovation. Damals gab es aber andere Voraussetzungen: stabile, kontinuierliche Berufsbiographien, eine Lebenserwartung von 55 Jahren und Familien bestanden in der Regel ein Leben lang. Heute gibt es immer mehr Alleinerziehende, die Lebenserwartung liegt bei rund 80 Jahren und es gibt zunehmend mehr Projektarbeit.

Immer mehr Menschen geht es wie der Frau, die einmal zu mir sagte: „Von meiner Rente kann ich nicht leben.“ Sie erklärte es damit, dass sie zuerst ihre drei Kinder erzogen habe, danach ihre Mutter gepflegt und anschließend auch viele Jahre lang ihren kranken Ehemann. Sie meinte tatsächlich: „Ich habe ja nie gearbeitet!“ Das ist das Dilemma unseres Arbeitsbegriffs. Der Begriff ist so deformiert, dass wir nicht anerkennen können, dass jede Art von Tätigkeit, die wir für jemand anderen ausüben, Arbeit ist. Stellen Sie sich vor, es gäbe kein Ehrenamt. Keine Familienarbeit, keine Kunst, keine Kultur, es gäbe auch keine Sportvereine. In Deutschland schätzt das Statistische Bundesamt die Zahl der bezahlten Arbeitsstunden mit 56 Milliarden, die der unbezahlten mit 96 Milliarden – jedes Jahr. Ehrenamtlich tätig sind Menschen aus zwei Gründen: Erstens, weil sie in der Arbeit einen Sinn sehen, und zweitens, weil sie es sich leisten können, weil sie ein Einkommen haben.

Sie müssen sich einmal hineinträumen und versuchen vorzustellen, wie die Gesellschaft wäre, wenn wir alle ein bedingungsloses Grundeinkommen hätten. Was wir uns nicht mehr leisten müssten, ist Armut, Altersarmut, Kinderarmut. Wenn wir wollen, dass jedem Menschen dieses existentielle Maß an Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit zugebilligt wird, finden wir auch die Wege, wie wir das finanzieren und wie wir die Folgeerscheinungen lösen. Ganz nach dem Motto: Wer will, findet Wege, und wer nicht will, findet Gründe.


Götz W. Werner: Gründer und Aufsichtsratsmitglied des Unternehmens dm-drogerie.markt, dessen Geschäftsführer er 35 Jahre lang war. Von Oktober 2003 bis September 2010 Leiter des Interfakultative Institut für Entrepreneurship am Karlsruher Institut für Technologie. Gründer der Initiative „Unternimm die Zukunft“. Präsident des EHI Retail Institute e. V. und Aufsichtsratsmitglied der GLS Gemeinschaftsbank.

Zum Verhältnis von Bedürfnis, Arbeit und Geld

Abstract

Menschen haben Bedürfnisse, so lange sie leben – individuell-physiologische, sozial-anthropologische und kultur-historische. „Bedürfnis“ verstanden als ein „Erfüllungserfordernis für Wohlbefinden“. Bis auf Hilfsbedürftige haben Menschen  entwickelbares Arbeitsvermögen, um Güter und Dienste – also Leistungen – zur Stillung von Bedürfnissen verfügbar zu machen. Continue reading